Zahlungsverkehr in Europa – Chancen und Herausforderungen
SOUVERÄNITÄT
DURCH
SYNERGIEN?
Das Bezahlen über nationale Grenzen hinweg und in digitalen Sphären wird in Europa derzeit stark von nichteuropäischen Anbietern dominiert. Europäische Bezahlverfahren stehen nun vor der Herausforderung, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Dass die Notwendigkeit für innovative Lösungen aus der Wirtschaft – sowohl national als auch paneuropäisch – allgegenwärtig ist, zeigte sich auf dem Parlamentarischen Abend der Initiative im März vergangenen Jahres in Berlin.
Die geplanten Innovationen für die girocard, das digitale Wallet der European Payment Initiative (EPI) und die Einführung des digitalen Euro stehen zwar für einen Umbruch in der Bezahlwelt von morgen, sie bringen aber auch eine Reihe von Fragen mit sich: Konkurrieren diese Systeme miteinander? Oder sind sie Verbündete beim Streben nach Souveränität im europäischen Zahlungsverkehrsmarkt? Und was bedeuten diese Entwicklungen ganz konkret für Verbraucher:innen? Über diese und viele weitere Fragen diskutierten Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf dem 17. Parlamentarischen Abend der Initiative. Eröffnet wurde der Abend durch ein politisches Grußwort von Alois Rainer, Mitglied der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und Vorsitzender des Finanzausschusses.
MEHR RESILIENZ IM ZAHLUNGSVERKEHR DURCH STARKE NATIONALE BEZAHLVERFAHREN
Warum bereits bestehende Systeme und deren Innovationspotential als stabile Basis notwendig sind, um souveränes Handeln im Zahlungsverkehrsmarkt von Europa gewährleisten zu können, erklärte Iris Bethge-Krauß, Hauptgeschäftsführerin und geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), in ihrer Keynote:
In Hinblick auf das Innovationspotential von bestehenden Systemen macht Deutschlands stärkstes kartenbasiertes Bezahlverfahren mit den von der Deutschen Kreditwirtschaft angekündigten Weiterentwicklungen des girocard-Systems einen wichtigen Schritt in diese Richtung. Oliver Hommel, Vorsitzender der Geschäftsführung der EURO Kartensysteme, machte dabei deutlich, warum die Innovationsoffensive der girocard genau zur richtigen Zeit kommt:
„Die Welt des Bezahlens wird bunter und Konsument:innen können in Zukunft aus unterschiedlichsten Angeboten wählen. Befragt man Verbraucher:innen hierzu, zeigt sich, dass auch in Zukunft Kartenzahlungen – ob mit Plastikkarte oder digitaler Karte in Smartphone oder Smartwatch – noch lange eine dominierende Rolle spielen werden. Daher ist es sinnvoll, ein weit verbreitetes und beliebtes Zahlverfahren wie die girocard für neue Bezahlsituationen fit zu machen. Mit diesen Innovationen wird der Bezahlprozess in Zukunft noch komfortabler und zugleich sicher abgewickelt werden können. Und zwar mit dem System, das für Verbraucher:innen und den Handel gleichermaßen Vorteile bringt.“
DEUTSCHLANDS BELIEBTESTE BANKKARTE UND EUROPÄISCHES WALLET AUF EINER GEMEINSAMEN ZIELGERADE
Doch gerade Verbraucher:innen fragen sich auch, wie es über die nationalen Landesgrenzen hinaus aussieht. Mit wero als digitaler Wallet-Lösung der European Payment Initiative soll es Verbraucher:innen in Europa ermöglicht werden, untereinander unkomplizierte Echtzeitzahlungen zu tätigen und auch bei handelsbezogenen Zahlungen über ein europäisches System bedient zu werden. Weshalb dies wichtig ist, erklärte Martina Weimert, Geschäftsführerin der EPI Company:
„Verbraucher:innen gewinnen somit Wahlfreiheit. Sie können selbst wählen, ob sie mit einem innovativen System bezahlen, welches besonders hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards unterliegt oder den Umweg über einen amerikanischen oder chinesischen Dienstleister gehen und sich damit in eine Blackbox begeben, insbesondere was den Datenschutz angeht. Das ist jetzt, da Authentifizierungs- und Bezahlprozesse immer weiter miteinander verschmelzen, noch kritischer.“
EPI soll in Zukunft die Möglichkeit anbieten, nationale Kartensysteme wie die girocard mit wero als digitaler Wallet-Lösung zu bereichern und Verbraucher:innen so mehr Einsatzmöglichkeiten in Deutschland und Europa zu eröffnen. Mehr zu EPI und wero gibt es auch hier.
DIGITALER EURO ALS ENTSCHEIDENDES SPANNUNGSFELD IM EUROPÄISCHEN ZAHLUNGSVERKEHRSMARKT
Mit girocard und EPI begeben sich die deutschen Banken und Sparkassen gemeinsam auf den Weg hin zu mehr Souveränität und Resilienz im europäischen Zahlungsverkehr. Ziele, die auch die Europäische Zentralbank mit der geplanten Einführung des digitalen Euro verfolgt. Zentral für dieses Vorhaben ist aus Sicht der wirtschaftlichen Akteure aber eine sinnvolle Einbettung des digitalen Euro in die bestehende Bezahllandschaft. Bei der Ausgestaltung des digitalen Euro ist es deshalb von besonderer Relevanz, welche Marktwirkung dieser entfaltet und wie er dazu beitragen kann, die bestehenden Ansätze zu unterstützen und zu ergänzen.
SOUVERÄNITÄT FÜR EUROPAS BEZAHLLANDSCHAFT ALS SYNERGIEN-MODELL
Die Diskussionen des Parlamentarischen Abends haben gezeigt: Es braucht von Beginn an sinnvolle politische Regulierungen und faire Konditionen. Denn ein souveräner und resilienter europäischer Zahlungsverkehr wird nur aus einer Kombination von bestehenden und neuen Bezahlsystemen heraus erwachsen können. Ob girocard, EPI oder digitaler Euro, sie alle haben ein gemeinsames Ziel: mehr Unabhängigkeit gegenüber internationalen Akteuren und eine gestärkte eigene Innovationskraft im europäischen Zahlungsverkehrsmarkt. Dabei hat jedes der Systeme eine Daseinsberechtigung und trägt dazu bei, die Wahlfreiheit für Verbraucher:innen in Europa zu gewährleisten. Der Weg zu einem souveräneren Zahlungsverkehr in Deutschland und Europa kann demnach nur als synergetisches Modell beschritten werden.
Mehr Impressionen des Abends gibt es in der Bildergalerie der IDZ.