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Wert und Weg eines souveränen Bezahlsystems


DER MEHRWERT EINES
NATIONALEN
BEZAHLSYSTEMS

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Wie beziffert man den wirtschaftlichen Wert besonders abstrakter Güter, wie den eines nationalen Bezahlsystems? Im Fall der girocard hat das die Steinbeis-Hochschule übernommen, genauer das CFin Research Center for Financial Services. Zum ersten Mal wurden die drei wichtigsten Akteur:innen in Beziehung zueinander gesetzt: Institute, Handel und Verbraucher:innen. Der Wert der Karte lässt sich damit im Zusammenwirken aller Zielgruppen betrachten. Das Ergebnis: Die girocard erzeugt entscheidende wirtschaftliche Vorteile für alle Beteiligten. Welchen Wert hat also ein souveränes Bezahlsystem?

Die girocard ist in einer starken Position. Sie erzielt an deutschen Einzelhandelskassen mehr Umsatz als jedes andere Bezahlverfahren – inklusive Bargeld. Damit ist sie eine Besonderheit, aber in Europa nicht allein: Auch Länder wie beispielsweise Frankreich, Belgien und Dänemark bauen auf starke eigene Systeme. In anderen Ländern, etwa in Finnland, den Niederlanden und Spanien, teilen sich internationale Konzerne den Bezahlmarkt.

Perspektive Handel

Ein eigenes Bezahlsystem ist ein schützenswertes Gut – so das Urteil des Handels. 79 Prozent der befragten Händler:innen finden es wichtig und notwendig, dass Deutschland ein eigenes kartenbasiertes Bezahlsystem besitzt. 80 Prozent finden, dass die girocard langfristig als unabhängiges Bezahlsystem geeignet ist.

Der Zuspruch des Handels liegt nicht zuletzt an den anfallenden Kosten:

Im Schnitt liegen die Entgelte für eine girocard-Zahlung zwischen 0,19 und 0,31 Prozent des jeweiligen Umsatzes – so niedrig wie bei keinem anderen Verfahren mit Zahlungsgarantie. Konkurrenzfähig ist nur das SEPA-Lastschriftverfahren mit 0,16 bis 0,28 Prozent. Für Letzteres ist jedoch auch immer eine girocard erforderlich. Zudem ist Lastschrift ein Verfahren ohne Zahlungsgarantie.

Doch was passiert, wenn sich die Marktanteile stark verschieben – zugunsten der girocard oder zugunsten internationaler Anbieter? Eine Szenario-Betrachtung verschiedener Verteilungsoptionen zeigt, dass diese Kosten nicht in Stein gemeißelt sind:

Im Vergleich zum Status quo könnten die Zahlungsverkehrskosten für den Einzelhandel um 50 Prozent ansteigen, wenn die internationalen Lösungen die girocard vollständig ersetzen würden. Für ein durchschnittliches Unternehmen wären dies mehrere Tausend Euro Mehrkosten im Jahr. Für den gesamten Einzelhandel in Deutschland könnten die zusätzlichen Kosten jährlich mehrere Hundert Millionen Euro betragen.

Andere Akzeptanzstellen (z. B. Gastronomie, Dienstleistungen) kämen hinzu, womit die gesamten volkswirtschaftlichen Effekte entsprechend höher ausfallen würden. Nicht berücksichtigt sind in der Berechnung mögliche Sondereffekte: Anbieter könnten ihre erhöhte Preismacht ausnutzen und Preise drastisch erhöhen. Die Kosten für den Handel würden dann noch weiter steigen.

Mehr zum Co-Creation-Ansatz
und dem Produkt- entwicklungsprozess der
girocard gibt es HIER zum Lesen.


Mehr als nur Bezahlen

Neben dem reinen Bezahlen sind für den Handel Mehrwertleistungen interessant. Je 76 Prozent der Befragten stufen die Verknüpfung mit Bonusprogrammen sowie eine Altersverifikation beim Bezahlen als (sehr) interessant ein. Ähnlich positiv bewertet werden digitale Kassenbons (74 Prozent) und eine Bargeldabhebung an der Kasse (72 Prozent). Lösungen dafür bietet die girocard bereits oder erarbeitet sie gerade im Rahmen der Roadmap zur girocard 4.0 – im Co-Creation-Ansatz mit Beteiligung des Handels.

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Perspektive Verbraucher:innen

Doch nicht nur für den Handel ist die girocard die klare Nummer eins, auch Verbraucher:innen wissen, was sie an ihr haben: Die große Mehrheit aller Befragten (81 Prozent) bevorzugt zum Bezahlen generell eine Debitkarte wie die girocard mit direkter Abbuchung gegenüber einer Kreditkarte. Das größte Vertrauen unter verschiedenen Bezahlverfahren haben Verbraucher:innen in die girocard (83 Prozent) sowie in Bargeld (81 Prozent). Knapp die Hälfte der Verbraucher:innen (48 Prozent) können sich sogar vorstellen, an der Ladenkasse vollständig auf Bargeld zu verzichten und nur noch mit Karte zu bezahlen.

Zusatzfunktionen machen eine Bezahlkarte attraktiv für Kund:innen. Besonders Bargeldabhebung an der Ladenkasse (75 Prozent) und Bonusprogramme (67 Prozent) stufen Befragte als attraktiv ein. Gefragt nach der wichtigsten Funktion einer Bankkarte, nennt die große Mehrheit (66 Prozent) das Bezahlen im Inland. Auf Platz zwei folgt Bargeldabhebung am Automaten, das 16 Prozent als wichtigste Funktion einstufen.

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) finden es wichtig und notwendig, dass Deutschland ein eigenes kartenbasiertes Bezahlsystem besitzt. Ein Drittel steht der Frage neutral gegenüber. Nur für etwa ein Viertel (26 Prozent) wäre es in Ordnung, wenn internationale Kartengesellschaften den deutschen Zahlungsverkehr dominieren würden.

Die klare Botschaft der Verbraucher:innen: Ein starkes eigenes Bezahlsystem ist wichtig und die girocard kann das auch in Zukunft sein.

Was kostet Bezahlen?

Die Kenntnisse darüber unterscheiden sich deutlich zwischen den Anspruchsgruppen. Händler:innen wissen, dass die girocard für sie in der Regel am günstigsten ist, und sehen es gern, wenn Kund:innen diese nutzen. Das günstigste Verfahren möchten auch Kund:innen gerne verwenden – schließlich zahlen sie am Ende den Preis. Allerdings denken sie laut der Studie noch häufig (67 Prozent), dass Bargeld das günstigste Verfahren sei.

Perspektive Institute

Für Institute ist die Karte eine wichtige Verbindung zu ihren Kund:innen. Die Frage, welche Karte das ist, ist also eine sehr entscheidende. Die befragten Zahlungsverkehrsexpert:innen, unter anderem von Großbanken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Direktbanken, messen dem eigenen souveränen Zahlungssystem einen immensen wirtschaftlichen Wert bei. „Unter Betrachtung aller Faktoren ist die girocard für den Großteil der Banken das attraktivste Kartenprodukt“, fasst das CFin die Aussagen der Expert:innen zusammen.

Für Institute ist die Kartenstrategie auch mit der Kostenfrage verbunden. Kosten für Finanzdienstleistungen wie die Kontoführung müssen gedeckt werden, um wirtschaftlich zu handeln. Ertragschancen bestehen im Issuing, der Ausgabe von Karten, sowie im Acquiring, dem Geschäft mit Akzeptanzpartnern etwa in Handel und Gastronomie, die für durchgeführte Transaktionen Entgelte zahlen.

Steigt die Marktmacht internationaler Schemes, steigt auch deren Preismacht und damit sinken für Institute die Margen sowohl bei der Kartenausgabe als auch im Geschäft mit Akzeptanzpartnern. Diese Kosten müssen am Ende an Verbraucher:innen und Handel weitergegeben werden, sodass Kund:innen die finanzielle Last abbekämen.

VON EINEM NATIONALEN BEZAHLSYSTEM PROFITIEREN ALLE

Die Studie des CFin Research Center for Financial Services bekräftigt den Bedarf an der girocard als autarkes nationales Bezahlsystem. Sie bietet entscheidende Mehrwerte für Akzeptanzstellen, Verbraucher:innen und die deutsche Kreditwirtschaft. Die Studie zeigt zudem mit Hilfe von verschiedenen Szenarien, was in einigen europäischen Nachbarländern Realität ist: Durch einen Wegfall des eigenen Systems drohen erhöhte Kosten und eine stärkere Abhängigkeit von einer kleinen Zahl internationaler Konzerne. Die Souveränität und starke Marktposition der girocard ist ein Erfolgsfaktor für effizienten und kostengünstigen Zahlungsverkehr in Deutschland.

HIER finden Sie die Pressemitteilung und das Exposé zur Studie.

Die girocard aus Sicht des Handels im digital talk erleben

Grau ist alle Theorie? Hören Sie sich ganz konkret an, was Oliver Unger, Leiter Treasury bei tegut, zur girocard zu sagen hat. Beim digital talk des Wirtschaftsmagazins „Der Handel“ sprachen er und Oliver Hommel, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EURO Kartensysteme, mit Moderator Björn P. Böer zum Thema „Bezahlen in Zukunft: Was Händler sich wünschen – und was an der Ladenkasse gefragt ist“. Dabei teilt Oliver Unger einzigartige Einblicke und bringt den Zuschauer:innen näher, wie der Handel aus seiner Sicht auf aktuelle Veränderungen in der Branche reagiert. Oliver Hommel beschreibt, welche Bedeutung die girocard als nationales Bezahlsystem dabei hat, und wirft einen Blick in die Entwicklungen der bargeldlosen Zahlungslandschaft. Wer das Live-Gespräch im Oktober 2023 verpasst hat, hat auf girocard.eu jederzeit die Chance, das nachzuholen.