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Trendblick Handel und Zahlung


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Die Evolution eines Bezahlterminals

VOM STATISCHEN
GIGANTEN ZUM FLEXIBLEN
MULTITALENT

Wer heute im Geschäft mit Karte zahlt, nimmt diesen Vorgang kaum noch wahr. Er ist so selbstverständlich wie der Gang zum Supermarkt selbst. Und das, obwohl die Geschichte der Kartenzahlung in Deutschland noch recht jung ist: 1990 fand die erste Zahlung mit Karte und PIN statt. Ein damaliger Meilenstein, der in weniger als 35 Jahren zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Welche Rolle spielte hierbei die Entwicklung der Bezahlterminals? Und wie sieht die Zukunft aus?

Eine Reise beginnt

Der elektronische Zahlungsverkehr begann Ende der 60er Jahre mit einem Scheck, woraus sich später das Bezahlen mit Magnetstreifen entwickelte.

„Global gab es anfangs sogenannte Imprinter, die Prägungen auf Karten auf Papierbelege kopieren konnten. Später folgten sogenannte Makatel, Magnetkartentelefone. In Deutschland, wo die elektronische Zahlung später kam als in anderen Teilen der Welt, stieg man gleich mit richtigen Terminals ein. Diese waren anfangs recht groß und hatten teilweise ein externes Modem für den Datenverkehr.“

Nach und nach wurden die Geräte kleiner und schneller, bekamen eine eigene LAN-Anbindung und später integrierte Internetschnittstellen. Die Zahlungsgeschwindigkeit verbesserte sich fortlaufend. Auch waren Terminals zu Beginn nicht mit dem Kassensystem gekoppelt: Zahlbeträge mussten erst von Hand in das Terminal eingegeben und die bestätigte Zahlung am Ende auch wieder im Kassensystem hinterlegt werden.

„Flexibilität bzw. Individualität war zu Beginn kein Thema. Elektronisch bezahlen hieß, ein fest eingebautes Gerät an einem Platz stehen zu haben. Alles außen herum musste darauf abgestimmt werden.“

Auf zwei Wegen zu einem Ziel – das hybride Terminal

Ein erster Umbruch erfolgte mit der Einführung von hybriden Terminalgeräten, die Kartenzahlungen sowohl über den Magnetstreifen als auch über die neue Chip-Technologie abwickeln konnten. Mit diesem Novum wurde ein neues Terminalzeitalter eingeläutet. Da die neue Chip-Technologie deutliche Verbesserungen bei der Zahlungssicherheit versprach, wurde sie stark gefördert. Sie löste anfangs jedoch insbesondere beim Handel die Sorge aus, dass Menschen ihre PIN nicht auswendig kennen würden. Doch diese Sorge stellte sich als unbegründet heraus.

Kontaktlos wird zum neuen Normal

Den nächsten großen Meilenstein setzten Terminals mit NFC-Technologie. Die Kommunikation zwischen Karte und Terminal erforderte kein Stecken der Karte mehr – das „Tappen“ der Karte an der vorgesehenen NFC-Schnittstelle genügte. Dies ebnete auch den Weg für neue Kartentechnologien, wie etwa digital hinterlegte Karten im Smartphone. Trotz anfänglicher Bedenken hinsichtlich unberechtigter Abbuchungen und Datenklau überwog der Komfort im Alltag und die Menschen fanden Gefallen an der Schnelligkeit des kontaktlosen Bezahlens.

„Vor der Pandemie war kontaktloses Zahlen eher ein Thema für Technikbegeisterte. Mit dem Wunsch nach besonders hygienischer und schneller Zahlung im Zuge der Pandemie hat NFC einen ungeahnten Boom erlebt, der nicht mehr abreißt“, so Jörg Stahl.

Mittlerweile werden 84 Prozent aller Zahlungen im girocard-System kontaktlos abgewickelt. Mit dem kontaktlosen Zahlen verstärkte sich auch ein weiterer Trend:

„Früher wurde die Plastikkarte an das Kassenpersonal überreicht, welches dann die Transaktion am Terminal umsetzte. Heute gibt man die eigene Karte, das Smartphone oder die Smartwatch nicht mehr aus der Hand. Für mich ist neben dem technologischen Fortschritt dieses Benutzerverhalten eine der größten Veränderungen.“

Vom „One-size-fits-all”-Modell zur Maßkonfektion

Da Terminals nicht mehr nur auf die Nutzung durch das Personal ausgerichtet waren, wurden sie flexibler in ihrer Einsatzfähigkeit. Terminals wurden nicht nur kleiner und schneller, sondern integrieren mittlerweile auch andere für den Kaufprozess relevante Aufgaben. Sogenannte All-in-one-Geräte sind besser auf den Arbeitsalltag der kassierenden Person abgestimmt. In der Gastronomie hat das Personal zum Beispiel ein Gerät, mit dem es die Bestellung aufnimmt und an die Küche weiterleitet, später aber auch die Rechnung erstellt und kassiert. Damit verschwindet an mancher Stelle auch der klassische Kassentresen und der Bezahlvorgang kann überall im Geschäft oder im Restaurant stattfinden.

„Früher wurde der Kunde an die Kasse geschickt, heute kommt die Kasse mehr und mehr zum Kunden. Wenn Kunden im Geschäft am Regal bedient und beraten werden, können sie immer häufiger auch direkt dort bezahlen – ohne den Umweg über eine zentrale Kasse machen zum müssen,“ fasst Jürgen Göbel zusammen.

Die Zukunft der Terminals

Für die räumliche Flexibilisierung müssen Terminals vor allem schlank und transportabel sein.

„Zukünftig wird es Terminals geben, die nur noch einen Kontaktlosleser und die notwendige Security haben. Der Drucker wird durch digitale Kundenbelege und die PIN-Tastatur durch On-Device-CVM, also Freischaltung am Smartphone, ersetzt. Dazu kommt am Terminal eine Kamera oder ein Barcodeleser, um QR-Codes von optisch basierten Bezahlverfahren zu lesen“, prognostiziert Göbel.

Immer wichtiger werden digitale Lösungen, sogenannte Soft-POS-Lösungen: Akzeptanzpartner benötigen kein eigenes Terminal mehr, sondern installieren die Akzeptanzsoftware als App, etwa auf einem Smartphone. Die Parfümerie-Kette Douglas hat ein besonders spannendes Ladenkonzept. Dreh- und Angelpunkt ist ein multifunktionales Diensthandy, das das Verkaufspersonal bei der Beratung direkt am Regal unterstützt, etwa mit Produkt- oder kundenspezifischen Informationen. Für das Bezahlen waren seither separate mobile Terminals im Einsatz.

„Zwei separate Geräte sorgen aber immer für einen Bruch. Diesen möchte man für ein nahtloses Kundenerlebnis vermeiden.“

Patrick Schreiber, Manager für Strategische Kooperationen bei S-Payment

Und so testet unter anderem Douglas die App Sparkasse POS (S-POS) von S-Payment in den Filialen und bringt so das Bezahlen auf das Smartphone.

Einfache Bedienung für alle Menschen

Dass die Entwicklung im Bereich der Terminals noch lange nicht am Ende ist, zeigt sich nicht nur an den vielen technischen Möglichkeiten, die es noch auszuschöpfen gilt, sondern auch im Bereich der Inklusion. Glatte Displays mit Touch-Bedienung sind für normal sehende Menschen intuitiv zu bedienen. Für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft fehlt hier jedoch jede Orientierung, die sie von klassischen Terminals gewohnt sind: klar fühlbare Tasten, ein Orientierungspunkt, erhabene Symbole. Auch das gilt es in Zukunft zu lösen.

„Um Terminals barrierefrei zu machen, arbeiten wir beispielsweise mit speziellen Rahmen für Terminals mit Touch-Bedienung zur Orientierung und auch mit individuellen Optionen zur Darstellung. Im Bereich von Smartphone-POS-Lösungen, mit der Vielzahl an unterschiedlichen Geräten, ist diese Orientierung eine echte Herausforderung. Daher muss eine Rückmeldung an den Zahlenden auch über akustische bzw. haptische Signale wie Vibration erfolgen, um die Nutzung bestmöglich zu unterstützen“, so Jörg Stahl.

Was Terminals bereits heute leisten und wie weit wir in der Entwicklung gekommen sind, zeigt sich auch anhand der Zahl der Transaktionen, wie Michael Trinks erläutert:

„Vor 15 bis 20 Jahren wickelten Terminals durchschnittlich monatlich eine zwei- bis dreistellige Zahl an Transaktionen ab. Heute haben wir hochfrequente Terminals, bei denen wir im fünfstelligen Bereich sind.“

Bei allen neuen Entwicklungen zeigt sich: Erfolg stellt sich ein, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht. Wer die Technik für den Menschen entwickelt, wird sich am Ende durchsetzen.