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Damals, heute, morgen – Zukunft der girocard


Innovation in Aktion:
Mit girocard 4.0
zu neuen Ufern

4 Min.
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Keine Bezahlsituation in Deutschland ohne die girocard – wie soll das gelingen? Mit der Pilotierung der Online-Altersverifikation im Sommer 2023 hat die Deutsche Kreditwirtschaft gemeinsam mit der EURO Kartensysteme bereits die ersten Weichen im Innovationsprozess gestellt. Doch was können Verbraucher:innen und Handel in Zukunft von der girocard noch erwarten?

Flexibilität in der Autorisierung

Ob an der Supermarktkasse, im Fußballstadion oder am Fahrscheinautomaten – die girocard hat mit 1.132.000 Akzeptanzstellen in Deutschland heute schon eine beachtliche Vielfalt an Einsatzbereichen. Doch damit sie auch bei spezifischen Anwendungsfällen, wie etwa Hotelreservierung oder dem Leihen eines Mietwagens, zum Einsatz kommen kann, wird an der sogenannten Flexibilität in der Autorisierung gearbeitet. Was genau heißt das? Beim Bezahlvorgang am POS laufen in der Regel mehrere Schritte gleichzeitig ab: die starke Kundenauthentifizierung (SKA) sowie die Anfrage der Zahlungsgarantie beim kartenausgebenden Institut. Durch die Flexibilität der Autorisierung soll die SKA künftig von der Autorisierung getrennt werden, sodass Kund:innen zwar dem Kaufpreis zustimmen, es aber noch keine Zahlungsgarantie seitens der Bank oder Sparkasse erfordert. Für Verbraucher:innen bedeutet dies, dass der Betrag noch nicht fest auf dem Konto reserviert wird. So soll künftig auch eine Verlängerung der Zahlungsgarantie möglich sein – etwa beim Kauf eines Sofas oder bei der Buchung einer Ferienwohnung, für die jeweils eine Anzahlung erforderlich ist.

Erweiterung der Wallet-Verfügbarkeit

Die physische Geldbörse verliert zunehmend an Bedeutung. Es ist daher absehbar, dass eine weitere Verschiebung hin zu digitalen Wallets bzw. Mobile-Payment-Angeboten stattfinden wird. Bereits heute ist die digitale girocard bei einigen Banken über Apple Pay oder auf Android in eigenen App-Angeboten verfügbar. Ziel ist es, dies perspektivisch weiter auszubauen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: die Integration der digitalen girocard in weitere externe Wallets – wie Google Pay oder Samsung Pay. Alternativ besteht aber auch die Chance, dass Banken eigene Wallets entwickeln und letztlich den Kund:innen die Wahlfreiheit lassen, welche Lösung sie im Alltag nutzen.

Aufbau des Omnikanal-Versprechens

Im stationären Handel ist eine stärker werdende Entwicklung hin zum Bezahlen per App zu beobachten. Dementsprechend werden auch immer mehr Produkte oder Dienstleistungen über den Fernabsatz bezahlt, der mittlerweile einen fundamentalen Teil des Einzelhandelsumsatzes ausmacht. Doch wie geht man mit der Tatsache um, dass Offline- und Online-Handel immer stärker zusammenwachsen? Eine perfekte Lösung dafür gibt es nicht, da die Bedürfnisse von Händler:innen sehr unterschiedlich sind. Daher ist es notwendig, maßgeschneiderte, individuelle Geschäftsabläufe zu entwickeln. Ein Anwendungsfall ist beispielsweise das Bezahlen mit einer Händler-App am POS durch Scannen eines QR-Codes. Dafür ist geplant, die girocard in händlereigene Bezahllösungen zu integrieren. Das führt letztlich auch zu dem Ziel, die girocard im E-Commerce breiter einsetzbar zu machen.

Weitere Zusatzfunktionen

Neben den genannten Feldern sind einige weitere Funktionen geplant, für die sich Institute und Banken entscheiden können. Dazu gehört etwa die Verknüpfung der girocard mit Kundenbindungsprogrammen. Ebenso denkbar ist es zukünftig, einen digitalen Kassenbon über die girocard zur Verfügung zu stellen.

Mehr zur girocard-4.0-Reise verrät Oliver Hommel im Podcast von Finanz-Szene.

Eines ist gewiss: Die girocard ist in Deutschland bei Verbraucher:innen und Handel die beliebteste Bezahlkarte und damit sie das auch in Zukunft bleibt, ist Innovationspotential auf der Entwicklungsseite auszuschöpfen. Doch das allein reicht nicht, denn auch im Hintergrund braucht es die richtigen operativen Rahmenbedingungen und ein verantwortungsvolles Scheme-Management. Worauf es dabei ankommt, erklärt Oliver Hommel, Vorsitzender der Geschäftsführung der EURO Kartensysteme:

girocard goes France

Dass souveräne Bezahlsysteme auch in unserer vernetzten Welt ihre Berechtigung haben, zeigen girocard und Cartes Bancaires: In Frankreich wurde im November 2023 die erste girocard-Transaktion im Akzeptanznetz von Cartes Bancaires durchgeführt. Möglich wird das durch den neuen Standard FRv6, der bereits auf 30.000 Terminals in Frankreich läuft. 2024 soll dieser Standard weiter vorangetrieben werden. Kund:innen, die eine girocard haben, zahlen damit an entsprechend ausgestatteten Terminals, ohne dass dafür das Co-Badge notwendig ist.